Graetz Comedia 4R/216 Koppelkondensator?

[friedhelm388]

Hersteller: Graetz
Typenbezeichnung: 4R/216
Chassi:

Vorhandene Messgeräte: Digital oder Analogvoltmeter
Schaltplan vorhanden: Nein
Dein Wissensstand: Einsteiger

Fehlerbeschreibung und Nachricht:
Hallo Leute,

ich habe mal eine Frage zu meinem Graetz Comedia 4R/216 Baujahr 1955; ich habe jetzt schon häufiger gelesen, dass es wohl sinvoll ist diverse Kondensatoren in solchen Geräten durch moderne Ausführungen zu ersetzen. An dem Gerät habe ich, abgesehen von der obligatorischen EM 80, noch nichts getauscht, da das Gerät völlig einwandfrei funktioniert. Nun habe ich gelesen, dass viele dieser Radios einen Koppelkondensator besitzen der irgendwie an die Endstufenröhre geschaltet ist und häufig Feinschluss entwickelt und dann die Endröhre schnell "verheizt". Da die EL 41 meines Graetz ja kein Pfennigartikel mehr ist würde ich da gerne vorbeugen.
Ich kenne mich mit der Endstufenschaltung des Comedias nicht aus, daher:

1. Hat das überhaupt einen Koppelkondensator?

2. Wenn ja gegen was für einen Typ ersetzt man den?

Gruß Martin

 

[Bertl100]

Hallo Martin,

jedes Radio aus dieser Zeit hat so einen Koppelkondensator.
meist ist das ein Papierkondensator mit 10nF/500V.
(kann aber auch 22nF sein, seltener 4.7n oder auch mehr).
graetz hatte meist 10nF.
in der tat leidet die EL41, falls dieser schlecht ist.

dieser geht im Prinzip von der Anode des Triodensystems der EABC80 (pin 9) zum steuergitter der EL41 (pin 6).
dazwischen können noch einige widerstände o.ä. sein.

willst du möglichst wenig ändern am originalzustand des gerätes, müßtest du vorher mal die spannung von pin 6 (EL41) gegen massen messen (unmittelbar nachdem das radio zu spielen beginnt).
ist dieser größer als einige 100mV, ist der erwähnte kondensator schlecht.

ersetzen kannst du ihn mit jedem polyester-kondensator neuerer bauart.
MKT1813 von ERO geht z.b. oder MKS serie von WIMA (MKS10 oä)
eine spannungsbelastbarkeit von 400V (heute üblicher wert) ist ok.

ich rate dir aber: auf alle fälle auswechseln.

kannst du das selber? findest du den kondensator?
falls nicht: foto von unten vom bereich der beiden röhren reinstellen!
gemeinsam finden wir ihn!

Gruß
Bernhard

 

[friedhelm388]

Hallo Bernhard,

vielen Dank für die detaillierte Antwort!
Den Kondensator werde ich dann wohl mal ersetzen; denke schon, dass ich den finden werde, sonst melde ich mich noch mal bzw. stelle ein Foto vom Chassis ein wie Du vorgeschlagen hast.

Gruß Martin

 

[Bertl100]

hier ein datenblatt vom Roederstein MKT1813.

http://www.vishay.com/docs/26013/mkt1813.pdf

gibt es z.b. bei bürklin unter best.nr. 46D573.

die meisten anderen kondensatoren unserer zeit sind eben nicht in dieser bauform, sondern für print-montage. sieht halt sch... aus im röhrenradio, geht aber technisch gesehen genauso gut.

Bernhard

 

[röhrenradiofreak]

Hallo,

ja, es macht Sinn, diesen Kondensator zu ersetzen, denn in 90 % aller Fälle hat er diesen Fehler (Leckstrom). Was Du für einen verwenden solltest, hat Dir Bertl100 ja schon detailliert beschrieben.

An Stift 6 der EL41 sitzt ein 1 k Ohm-Widerstand, Davor ist ein 1 M Ohm-Widerstand gegen Masse eingebaut und außerdem geht von diesem Punkt (meist eine Lötöse) der besagte 10 nF-Kondensator ab. Das andere Ende dieses Kondensators ist entweder direkt an der Anode der NF-Vorröhre angeschlossen oder es sitzt noch ein Klangregel-Netzwerk dazwischen, das ohne Schaltplan nur schwer zu durchblicken ist.

Bei manchen Geräten mit Reflexschaltung ist die NF-Vorröhre gleichzeitig eine Verstärkerröhre im HF-Teil, dann wird es ziemlich unübersichtlich, zumal diese Röhre dann nicht in der Nähe der Endstufenröhre sitzt.

Viel Erfolg, Lutz

 

[friedhelm388]

Hallo Leute,

an dieser Stelle vielen Dank an Bertl100 und röhrenradiofreak!
Habe mit Euren Beschreibungen den Kondensator schnell lokalisieren können;
ich habe das ERO-Bonbon gegen einen originaltreuen axialer Bauweise ersetzt. Nun ist die EL 41 gerettet.

Gruß Martin