Röhrenradio Nordmende UKW funktioniert erst nach 20 Minuten

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Hersteller: Nordmende
Typenbezeichnung: Traviata 57
Chassi: Holzgehäuse

Vorhandene Messgeräte: Digital oder Analogvoltmeter
Schaltplan vorhanden: Ja
Dein Wissensstand: Einsteiger

Fehlerbeschreibung und Nachricht:
Hallo,

ich habe mir einen langen Wunsch erfüllt und mir wegen des unverkennbaren "warmen" Klangs, der interessanten Röhrentechnik und des Nostalgischen Flairs ein Röhrenradio (Nordmende Traviata 57) ersteigert.
Es ist sehr gut erhalten, war nur innen sehr sehr staubig (da hat bestimmt 50zig Jahre niemand reingeschaut :-) ), der Lach etwas stumpf, die Tasten dreckig und schwergängig und die Metalleisten angelaufen. All dies habe ich sorgfälltig beheben können und muss sagen das Radio sieht nun aus wie "neu". Ich möchte es auf jeden Fall behalten und auch benutzen.

Nun zu meinen Problemen:

Laut Verkäufer war das Radio noch bis vor kurzem in Gebrauch, also keine feuchte Lagerung im Keller. Wenn ich das Radio einschalte dauert es ungefähr ein bis zwei Minuten und MW und LW funktionieren. TA (was ist das eigentlich) funktioniert nicht. Nach ca. 15-20!!! Minuten funktioniert auch UKW und läuft stundenlang ohne Störung mit spitzem Klang. Ich, als absoluter Laie was Röhrenradios betrifft, vermute, dass eine Röhre (die auf dem UKW Teil?) defekt bzw. verbraucht ist und so lange braucht bis sie aufgeheitzt ist. Ist das richtig?
Ich habe mir mal bei einem Auktionshaus eine größere Menge Röhren für mein Radio ersteigert und möchte diese Theorie durch ausprobieren testen. Ist diese Idee gut oder besteht die Gefahr dass ich die neuen Röhren beschädige oder sogar zerstöre? Wie sollte ich am Besten vorgehen?

Bei meiner Reinigungsaktion muss ein schwarzes Kabel von dem mittleren "Kasten" für MW und LW abgegangen sein. Es sieht nicht so aus als wäre es angelötet gewesen, da es ca. 5mm abisoliert ist. Kann es sein, dass dies die Masse des MW/LW-Teils ist? MW geht noch aber LW seitdem nicht mehr.

Ich habe gelesen, dass man die alten Kondensatoren gegen Neue austauschen sollte. Ist das bei mir auch nötig, da das Radio ja im Prinzip funktioniert? Ich würde gerne alles so weit wie möglich Original lassen. Diese Arbeit traue ich mir zu, bin mir auch der Gefahr beim arbeiten an Röhrenradios (trotz gezogenem Netzstecker) bewusst, nur schreckt mich die Menge der c´s (ca. 40) etwas ab. Müssen die wirklich alle raus? Könnte mir jemand anhand meines Schaltplans (den könnte ich einscannen und posten bzw. per Mail versenden) die Kondensatoren die unbedingt gewechselt werden müssen, nennen?

Die Skalenlampe funktioniert nicht. Ich kann an der alten weder die Werte ablesen noch die Birne auf dem Schaltplan finden. Ich habe mir mal welche bestellt (6V/0,3A), passen die?

Ich hoffe mir kann hier jemand weiterhelfen und bedanke mich schon mal herzlich dafür.

Gruss
Markus
 
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Bertl100

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Hallo und willkomen im forum!

Ich, als absoluter Laie was Röhrenradios betrifft, vermute, dass eine Röhre (die auf dem UKW Teil?) defekt bzw. verbraucht ist und so lange braucht bis sie aufgeheitzt ist. Ist das richtig?
das ist durchaus möglich. vorher solltest du aber mal folgendes testen: an der UKW taste wackeln / ganz durchdrücken. merkst du wackelkontakte?
ebenso solltest du mal im betrieb an der ECC85 (UKW-röhre) wackeln.
wenn du keine korrelation zwischen evtl. wackelkontakten und dem "verspäteten" UKW empfang siehst -> ECC85 testweise auswechseln.
kaputt gehen kann dabei nichts. also keine angst.
die ECC85 kann man übrigens auch völlig gefahrlos (natürlich nichts stromführendes anfassen!!) im betrieb ziehen!
dann könnte man schön sehen, ob der fehler wirklich an der röhre liegt!!

also radio einschalten. warten bis UKW geht, ECC85 ziehen. etwas abkühlen lassen. 30s - 1 min vielleicht. dann erst mal dieselbe (alte) wieder reinstecken. was passiert dann?

Es sieht nicht so aus als wäre es angelötet gewesen, da es ca. 5mm abisoliert ist. Kann es sein, dass dies die Masse des MW/LW-Teils ist? MW geht noch aber LW seitdem nicht mehr.
das ist mit 99% wahrscheinlichkeit so. das ist aber jedem schon mal passiert. ein patentrezept gibt es nicht. du mußt suchen! i.a. läßt sich die stelle wo es angelötet war schon sehen.
wenn du mit "kasten" den drehkondensator für meinst, gibt es i.a. drei leitungen dort hin. zwei zu den beiden blechpaketen, und eines zum gehäuse des drehkondensators (=Masse). dass das kabel schwarz ist, deutet auf die masse hin.
es ist auch durchaus möglich, dass dann trotzdem noch einige wellenbereich funktionieren. häufig werden die vorkreise / der oszillator kreise zwischen KW, MW und LW ja ziemlich wüst umgeschaltet :-)

Müssen die wirklich alle raus? Könnte mir jemand anhand meines Schaltplans (den könnte ich einscannen und posten bzw. per Mail versenden) die Kondensatoren die unbedingt gewechselt werden müssen, nennen?
es wäre zwar am besten, aber es muß nicht wirklich sein.
du machst am einfachsten folgendes: messgerät an pin 2 der EL84 anklemmen. von unten aus gesehen, von der lücke beginnend im uhrzeigersinn zählen. zweite messgeräteleitung an masse.
dann radio einschalten. bitte vorsicht. nichts berühren! sobald das gerät vollständig aufgeheizt ist (ca. 1minute) spannung am messgerät ablesen. mein persönlicher richtwert:

spannung < ca. 300 - 500mV: dann kannst du einfach mal alle kondensatoren drinlassen.
spannung ca. 500mV - 3V: den kondensator der (über einen widerstand) genau zum pin 2 der EL84 geht (meist 0.01µF/500V) tauschen!
spannung über 3V: dann sollte man eigentlich alle papier kondensatoren im gerät wechseln. sonst ist kein wirklich zuverlässiger betrieb des gerätes möglich. weitere folgeschäden sind sonst wahrscheinlich.


Ich habe mir mal welche bestellt (6V/0,3A), passen die?
ja. eigentlich 7V/0.3A. aber wenn du die vom reichelt bestellt hast, dann steht bei da in der genaueren beschreibung ohnehin 6 - 7V/0.3A drin.

Gruß
Bernhard
 
röhrenradiofreak

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Die Lämpchen von Reichelt oder ähnliche sind offensichtlich für 6 Volt dimensioniert. Nennspannung für die Skalenbeleuchtung und die Röhrenheizung in diesem Gerät ist 6,3 Volt, das bezieht sich auf die früher vorhadene Netzspannung von 220 Volt. Seit die Netzspannung 230 Volt beträgt, liegen dort etwa 6,6 Volt an und das ist zuviel für die Reichelt-Skalenlämpchen, die halten dann nur ein paar Tage oder Wochen. Abhilfe: vor die Skalenlampen Widerstände mit etwa 3,3...4,7 Ohm / 1 Watt schalten, dann halten sie durch.

Lutz
 
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Hallo,

erstmal vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen und Lösungshinweisen.

Ich habe, nachdem UKW funktioniert hat, die ECC85 gezogen, abkühlen lassen (ca. 5min.) und wieder eingesteckt. Nach ca. 30sek. lief UKW wieder. Das scheint es also nicht gewesen zu sein? Mir ist auch noch aufgefallen, dass nach dem Einschalten des Radios (auf UKW) doch mehrere Sender leise und gleichzeitig (übereinandergelagert) zu höhren sind. Es läst sich aber nichts einstellen.
Ich hatte gestern Nacht das Radio im Durchzug stehen, UKW ging ununterbrochen langsam aus und an. Als ich das Radio aus dem Durchzug genommen habe lief wieder alles normal.
Lässt dies vielleicht neue Schlüsse auf den möglichen Fehler zu?

Als Skalenlampe habe ich (habe nochmal genau nachgesehen) 6,3 Volt/320mA Lämpchen bestellt. Muss da auch ein Widerstand dran? Wenn ja, ist es egal an welche Seite der Lampe (schätze mal +. Richtig?)?
Ist es möglich das die defekte Lampe schuld an meinem Problem bezüglich UKW ist, da die Röhrenheizung dann 6,6Volt mehr bekommt?

Ich habe mal ein Bild von meinem losen Kabel gemacht (das schwarze mit Tesafilm isolierte Kabel. Von der Richtung sieht es so aus, als gehöre es an die Klangtasten (diese funktionieren aber). Auch macht es nicht den Anschein als wäre es angelötet gewesen, da es ca. 5mm abisoliert ist und das Kabelende eher abgeschnitten als abgebrochen aussieht.


]

Gruss
Markus
 
röhrenradiofreak

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Egal an welche Seite der Lampe. Sie läuft sowieso mit Wechselspannung, da gibts kein Plus und Minus. Hauptsache der Widerstand ist in Reihe zur Lampe geschaltet. Ob er benötigt wird, kann ich von hier aus nicht beurteilen, das hängt von der Ausführung der Lampe ab. Wenn sie auffällig hell leuchtet, würde ich zu einem Widerstand raten.

Das Klangregister (das ist die kleine Drucktasteneinheit mit den Tasten Bass, Sprache usw.) ist bei diesen Geräten mit einem dicken Kabel mit 9-poligem Stecker und einem direkt angelöteten Massekabel mit dem Chassis verbunden. Geht der schwarze Draht am Chassis an Masse? Dann ist es wohl dieses Massekabel. Die Klangtasten funktionieren trotzdem, da der Masseanschluss nur für Abschirmzwecke dient, aber es kann sein, dass ohne diesen ein leichtes Brummen auftritt.

Mit dem Ausfall des LW-Empfangs hat das nichts zu tun. Da vermute ich eher ein Kontaktproblem an der Tastatur (ist bei diesen Geräten eine Krankheit) oder Du hast einen Draht, der zur Langwellenspule der Ferritantenne führt, abgerissen.

Bezüglich des UKW-Empfangsproblems kannst Du folgenden Test machen: Wenn das Gerät auf UKW funktioniert, ein zweites Radio danebenstellen, das auf eine 10,7 MHz höhere Empfangsfrequenz eingestellt ist. Also z.B. das Nordmende-Radio auf 93 MHz und das zweite Gerät auf 103,7 MHz. Ungefähr bei dieser Frequenz muss auf dem zweiten Gerät das Oszillatorsignal des Nordmende-Radios empfangbar sein, das ist wie ein Sender ohne Modulation. Nun lasse das Nordmende-Radio abkühlen. Wenn UKW nicht funktioniert, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder das Oszillatorsignal ist nicht vorhanden, dann liegt der Fehler im Oszillator im UKW-Teil bzw. dessen Versorgung. Oder es ist vorhanden, dann liegt der Fehler woanders.

Lutz
 
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Hallo Lutz,

das Oszillatorsignal ist ca 30-60Sek. nach dem Einschalten (Gerät vorher abkühlen lassen) vorhanden.

Das schwarze Kabel geht wirklich an Masse. Ich habe es mit der Schraube (siehe Bild) am Klangregister befestigt. Dies scheint mir auch der einzige logische Befestigungspunkt für das Kabel zu sein.

Kann nicht noch eine andere Röhre für die Störung im UKW verantwortlich sein?

Gruss Markus
 
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Bertl100

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nun, alle anderen röhren sind eigentlich bei allen wellenbereichen im einsatz.
außer die doppeldioden in der EABC80.
diese sollte aber im betrieb nicht herausgezogen werden.

fassen wir doch mal zusammen:
du hast also nach ziehen und wiedereinsetzen der ECC85 nach 30s wieder empfang.
wenn das gerät aus war hast du zwar nach 30 - 60s schon ein oszillatorsignal, aber trotzdem noch keinen empfang. ist das so richtig?

Gruß
Bernhard
 
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Ja,
stimmt genau.
 
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Bertl100

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schon ein komischer fehler!

betrachten wir mal die phase, wo der oszillator schwingt, aber kein empfang da ist:
läßt sich die oszillatorfrequenz da ordnungsgemäß verstellen?
wandert die störstelle auf dem testradio, wenn du am senderwahlknopf des patienten drehst?
bleibt die oszillatorfrequenz genau an der selben stellen, in dem moment, wo der empfang einsetzt?

Gruß
Bernhard
 
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Ja, das alles trifft zu.

Ein paar Sender sind in den ersten 20 Minuten überlagert zu höhren. Wenn man am Knopf für die frequenzeinstellung dreht, ist fast auf der gesammten Frequenzbreite die selbe "Mischung" der Sender zu hören.
Ich habe mal im laufendem Betrieb (gleich nach dem Einschalten im kalten Zustand) an alle Röhren vorsichtig gewackelt. Bei der ECH81 tat sich was: Die überlagerten Sender setzten aus und wieder ein. Kurz darauf ging UKW (5-10min nach dem Einschalten). Ist dies irgendwie logisch erklärbar, oder war es einfach nur Zufall? So früh ging UKW bisher noch nie.

Gruss
Markus
 
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es wäre zwar am besten, aber es muß nicht wirklich sein.
du machst am einfachsten folgendes: messgerät an pin 2 der EL84 anklemmen. von unten aus gesehen, von der lücke beginnend im uhrzeigersinn zählen. zweite messgeräteleitung an masse.
dann radio einschalten. bitte vorsicht. nichts berühren! sobald das gerät vollständig aufgeheizt ist (ca. 1minute) spannung am messgerät ablesen. mein persönlicher richtwert:

spannung < ca. 300 - 500mV: dann kannst du einfach mal alle kondensatoren drinlassen.
spannung ca. 500mV - 3V: den kondensator der (über einen widerstand) genau zum pin 2 der EL84 geht (meist 0.01µF/500V) tauschen!
spannung über 3V: dann sollte man eigentlich alle papier kondensatoren im gerät wechseln. sonst ist kein wirklich zuverlässiger betrieb des gerätes möglich. weitere folgeschäden sind sonst wahrscheinlich.

Dies habe ich nun mal gemacht. An Pin 2 habe ich 196mV gemessen. Ist dies zu niedrig? Allerdings befindet sich an Pin 2 nur ein Widerstand. Der 500V Kondensator ist an Pin 7 angelötet.
Kann das so bleiben?

Gruss
Markus
 
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Hier mal ein Foto vom Sockel der EL84 (Die Lücke ist recht unten (4-5 Uhr)):

 
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Bertl100

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hab es vielleicht nicht gut genug beschrieben. dass (bevor der besagt kondensator kommt) direkt am pin 2 erst mal ein widerstand kommt.
aber das ist schon der richtige pin. danach kommt offenbar der rot/durchsichtige styroflex kondensator. dieser könnte bestandteil der bassregelung sein.
ferner könnte es sein, dass auch das klangregister zum teil am gitter der EL84 liegt.

also: 196mV ist ok. dann kannst du erst mal alle kondensatoren drin lassen.
vorher aber bitte noch folgendes machen: bassregler auf vollen bass stellen, und die klangtasten auf maximalen bass schalten.
also "bass" drücken, falls vorhanden. gerät nicht auf sprache o.ä..
dann misst du die 196mV nochmal nach.

hintergrund: es ist manchmal so, dass bei bassabschwächung (durch bassregler oder register) ein weiterer kondensator vor das gitter (pin2) geschaltet wird, der dann evtl. den schlechten 0.01µF "vertuscht"!.

Gruß
Bernhard
 
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Hallo,

heute habe ich mehrere Ersatzröhren für mein Radio bekommen. Ich habe alle Röhren gewechselt, eine nach der anderen, leider kein Erfolg. Der Fehler besteht immer noch. So langsam gehen mir die Ideen aus! :-(
Die UKW-Taste ist durch den häufigen Gebrauch auch im ausgeschalteten Zustand etwas eingedrückt (nicht von mir). Kann mein Problem was mit der Tastatur zu tun haben? Was kann man da machen?
Wie würdet ihr jetzt weiter vorgehen um den Fehler zu finden? Ich bin für jede Idee dankbar!

Gruss
Markus
 
röhrenradiofreak

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Wenn die UKW-Taste nicht ganz zurückkommt, hat das bei diesen Geräten folgende Ursache: Es hat getrennte Skalen für UKW und die AM-Bereiche, aber einen gemeinsamen Senderwahlknopf. Die Umschaltung geschieht mechanisch mit einem Schiebemechanismus auf der Achse des Senderwahlknopfes, der mit der UKW-Taste betätigt wird. Durch Schmutz und verharztes Fett ist diese Mechanik nach 50 Jahren gerne schwergängig geworden, das kann so weit gehen, dass die UKW-Taste gar nicht mehr zurückkommt oder der eine Skalenantrieb sich mit dem anderen mitdreht. Leichtes Ölen dieser Mechanik behebt den Fehler. Aber bitte kein Öl auf das Skalenseil, sonst rutscht es durch.

Das wird aber nicht die Ursache für den UKW-Fehler sein. Ich könnte mir vorstellen, dass im UKW-Teil eine Schwingneigung auftritt, die den Empfänger völlig übersteuert. Das Gerät hat doch als Abstimmanzeige ein magisches Auge bzw. magisches Band. Was zeigt dieses an, wenn der Fehler auftritt: gar nichts oder Vollausschlag? Vollausschlag wäre eine direkte Bestätigung dessen, was ich vermute, aber kein Ausschlag würde dies nicht unbedingt ausschließen, denn das Störsignal kann durchaus außerhalb der ZF-Bandbreite liegen.

Hast Du auch die ECC 85 auf dem UKW-Teil probeweise getauscht? Wenn es an einer Röhre liegt, dann möche ich wetten, an dieser.

Über diese Röhre gehört eine Abschirmkappe, die u.a. solche Schwingneigung vermindert. Ist diese vorhanden?

Von der Geräterückseite gesehen, befindet sich an der linken Seite des UKW-Teils ein Abgleichkern, der der Neutralisation dient. Falsche Einstellung führt zu wildem Schwingen der Vorstufe. Achtung: dieser Kern ist mechanisch nicht ganz leicht zu verstellen. Erstens zerbricht er sehr leicht, also ist unbedingt passendes Abgleichwerkzeug erforderlich. Zweitens ist er mit Wachs festgelegt, das erst durch Erwärmung weich gemacht werden muss. Drittens bitte unbedingt die genaue Stellung des Kerns merken und bei Nichterfolg in die Ursprungsstellung zurückdrehen!

Lutz
 
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Hallo,
ich habe schon gar nicht mehr mit weiteren Ratschlägen gerechnet. Schön das mir doch noch jemand weiterhelfen kann!

Die Mechanik zur Senderverstellung werde ich mir mal genauer ansehen und Ölen.
Warum ich die UKW-Taste für meinen UKW-Fehler verantwortlich machte: Ich habe im ausgeschalteten Zustand und durchgedrückter UKW-Taste den Kontakt (welcher durch die UKW-Taste auf der Platine hin und her geschoben wird, aber beim Einschalten nicht ganz (durch das hängen der UKW-Taste bzw. der Meschanik zur Sendereinstellung) seine Endgültige Position erreicht) mit einem Schraubendreher in seine vorbestimmte Position gedrückt. Danach habe ich das (kalte) Radio eingeschaltet und UKW ging sofort. Danach funktionierte UKW ca. 2 Tage sofort nach dem Einschalten, aber mittlerweile ist wieder alles beim alten.

Das Radio hat eine EM35 als Abstimmanzeige welche noch funktioniert wenn auch nur noch sehr schwach. Wenn ich das Radio einschalte (und UKW noch nicht geht) zeigt diese vier "unbeleuchtete" Segmente (Kreis an vier Stellen (12/3/6/9 Uhr-Position) geöffnet. Wenn ich am Senderwahlknopf drehe, ändert sich an der Anzeige nichts. Wenn dann nach ca. 20 Minuten UKW spielt funktioniert die Anzeige wie sie soll (geschlossener Kreis = bester Empfang). Was kann man daraus schliessen?

Die ECC85 (davon habe ich nun 5 Stück) habe ich Probeweise mehrfach getauscht. Dies hatte keine Auswirkung auf den UKW-Fehler. Die Röhre sitzt ca. zur Hälfte in einem Metallmantel. Eine Abschirmkappe hat sie aber nicht. Wie sieht sowas aus? Woher kann ich eine bekommen? Kann man eventuell eine improvisieren?

Zum Abgleichkern: Was ist ein Abgleichwerkzeug? Wie weit darf man am Kern drehen? Was Neutralisiert der Abgleichkern?

Gruß
Markus
 
röhrenradiofreak

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Nach Deiner Beschreibung hast Du ein Kontaktproblem an der Röhre ECH 81 und/oder in der Tastatur. Also nix am UKW-Teil verstellen.

Reinige mal die Stifte der ECH 81 mit einem Glasfaserpinsel oder feinem Schleifpapier und stecke/ziehe diese Röhre ein paarmal.

In der Tastatur gibt es zwei Schaltschieber für die Umschaltung auf UKW. Der eine sitzt direkt hinter der UKW-Taste, da ist kaum ranzukommen. Der andere ist an der anderen Seite (neben der AUS-Taste) seitlich an der Tastatur angebracht und wird über eine Art Wippe betätigt. Den kann man ausbauen, zerlegen (die beiden Messingstifte im Kontaktschieber kann man vorsichtig rausziehen und wieder reinpressen) und reinigen (ich benutzte hierzu für die Kontakte am Schaltschieber einen Glasfaserpinsel, für die feststehenden Kontakte einen mit Videospray getränkten Pfeifenreiniger). Das wirkt oft Wunder.

Wenn der Aussetzfehler in dem besagten anderen Schaltschieber ist, wird es schwierig. Bei eingen dieser Nordmende-Geräte kann man durch Auslöten von Bauteilen hinter der Tastaur so viel Platz schaffen, dass man den Schaltschieber weitgehend nach hinten rausziehen und dann reinigen kann. Dazu muss man den Pertinaxschieber an der Vorderseite der Tastatur aus dem blechernen Betätigungshebel aushängen. Das ist aber eine verdammt knifflige Sache, bei der die Gefahr besteht, dass der Schieber zerbricht oder die Blechteile der Tastaturmechanik so verbogen werden, dass sie hinterher klemmen. Also würde ich Dir diese Aktion nicht empfehlen. Alternativ kannst Du versuchen, einen dünnen Pappstreifen, etwa 3-4 mm breit, von hinten zwischen die Kontakte zu schieben, um sie damit zu reinigen. Auch das ist schwierig und klappt nur, wenn man beim Einschieben des Pappstreifens immer wieder hin- und herschaltet, mit etwas Glück und Geschick kann man ihn bei jedem Umschalten einige mm weiter schieben.

Im Prinzip könnte man die ganze Tastatur ausbauen, zerlegen und reinigen. Da die Tastatur aber das zentrale Bauteil in diesem Chassis ist, wäre das eine enorm aufwendige Aktion. Ich habe das jedenfalls noch nicht versucht.

Das Reinigen der Tastatur mit chemischen Mitteln (Kontaktspray o.ä.) bringt nach meiner Erfahrung keinen dauerhaften Erfolg, und Kontaktspray ist in Verbindung mit dem immer noch vorhandenen Schmutz auf die Dauer so aggressiv, dass es die Kontaktoberflächen angreift. Dann geht nach einiger Zeit gar nichts mehr. Also lieber bleiben lassen oder höchstens den besagten Pappstreifen nach dem Einschieben leicht mit Videospray (nicht so aggressiv) benetzen.

Lutz
 
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Bertl100

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hallo,

wenn ich mich nochmal kurz "einmischen" darf:

Die Mechanik zur Senderverstellung werde ich mir mal genauer ansehen und Ölen.

bin grad nicht sicher, ob bei den nordmende geräten die kraftübertragung auf die seilscheiben über gummis geschieht oder über eine art zahnräder:
im falle von gummis würde dringendst von der verwendung von öl abraten.
die gummis könnten bleibenden schaden nehmen.
schau dir den sog. "duplex"-antrieb, also die umschaltung der skalenseile mal genau an.

meist werden die seilscheiben auf der welle beim umschalten hin- und hergeschoben. und genau das ist schwergängig weil fett verharzt ist.
beste erfahrung hab ich gemacht durch "tränken" des ganzen mit spiritus, sodass es das verharzte fett rauswäscht.

Gruß
Bernhard
 
röhrenradiofreak

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Hallo Bernhard,
diese Geräte kenne ich bestens, weil sie bei uns (Luftlinie 150 km oder so von Bremen) sehr häufig zu finden sind.
Wenn eine Gummikupplung drin wäre, hätte ich natürlich nicht zu Öl geraten. Diese ganze Geräteserie enthält aber eine Mechanik mit zwei Paar Verzahnungen, ein Mitnehmer wird mit einer Gabel, die durch die UKW-Taste geschwenkt wird, axial auf der Senderwahlachse verschoben. An dieser Stelle setzt die Achse gerne Rost oder Schmutz an.

Gruß, Lutz
 
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