Sony AE-5 Netzteil stirbt immer wieder

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röhrenradiofreak

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Hersteller: Sony
Typenbezeichnung: KV-32FX65E
Chassi: AE-5

Vorhandene Messgeräte: Oszilloskope
Schaltplan vorhanden: Ja
Dein Wissensstand: Fortgeschritten (Radio und Fernsehtechniker)

Fehlerbeschreibung und Nachricht:
Hallo,

kann mir jemand einen Tip zu folgendem "schwerwiegenden" Problem (16:9-Gerät mit einem Gewicht von 68 kg) geben?

Ausgangszustand war: Gerät läuft nicht an, LED blinkt. Erster Befund: Schluss des IC 6604 im Netzteil (Typ MX0842A-F, besteht laut Schaltplan nur aus zwei Transistoren und ein paar Schutzdioden), Unterbrechung des 0,1 Ohm-Vorwiderstandes R6666 und Feinschluss des FET Q6806, der im H-Ablenkkreis die Linearität regelt. All diese durch Originalteile ersetzt mit dem Resultat, dass das IC sich nach wenigen Sekunden wieder verabschiedete.

Kennt jemand mögliche Ursachen dafür oder kann mir jemand die Funktion dieser etwas unüblichen Netzteilschaltung erklären? Die Verfasser der Serviceanleitung hielten die Bedienungsanleitung für wichtiger als eine Schaltungsbeschreibung oder ein paar Oszillogramme und Spannungsangaben.

Es ist kein übliches Schaltnetzteil mit einem Schalttransistor, sondern die Leistungsstufe sieht eher wie eine Gegentaktendstufe mit zwei NPN-Transistoren (enthalten im oben erwähnten IC) aus, die an der Primärspannung hängt und über einen 47nF-Kondensator den Netztrafo speist. Angesteuert wird sie aus einem Übertrager, an dessen anderer Seite ein "Power Module" DM-48 hängt, das wiederum die Sekundär-Betriebsspannung (135V) erhält. Ist das die Ansteuerung für die Gegentaktschaltung, oder handelt es sich um eine selbstschwingende Leistungsstufe und das Power Module hat nur Regel- und Schutzaufgaben?

Überprüft habe ich bisher die Bauelemente in der Umgebung der Leistungsstufe, ohne Befund.

Das IC und der Vorwiderstand sind offensichtlich schon einmal ausgewechselt worden. Für ein 4 1/2 Jahre altes Gerät eigentlich etwas zu häufig. Also gibt es entweder eine noch nicht beseitigte Ursache oder das Gerät taugt nicht viel.

Lutz
 
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Bertl100

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Hallo Lutz!

also ich denke, das ist eine selbstschwingende Halbbrücke.

C6617 und C6618 sind die trapezkondensatoren, C6620 (47nF) ist der Koppelkondensator.

auf dem T6600 sind zwei Basis-Ansteuerwicklungen drauf, die über eine RC beschaltung die Basen ansteuern.
der strom, der dann durch den großen trafo T6601 und den koppelkondensator 47nF fließt, fließt AUCH noch durch den Steuertrafo T6600 durch!

das ist eine standard-schaltung, wie sie normalerweise haargenauso in elektronischen Halogen-Trafos verwendet wird.
oder in elektronischen vorschaltgeräten für Leuchtstofflampen (bei diesen ist zum unterschied jedoch statt dem trafo am ausgang dann nur eine resonanzbeschaltung, die im normalbetrieb induktiv die lampe ankoppelt).

da bin ich mir sehr sicher.

der trick hier ist - meiner bescheidenen meinung nach - dass der DM48 (IC6600) in den steuertrafo eingreifen kann, und damit irgendwie den "schub" der selbstschwingenden schaltung steuern kann.
dies verstehe ich jedoch so vom schaltplan aus gesehen nicht im detail.
das könnte z.b. so geschehen, dass er die 135V mißt, und wenn diese zu hoch werden, er dann zum steuertrafo einen nebenschluß bildet.

meinst, das hilft dir?

Gruß
Bernhard
 
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Bertl100

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PS:
vorteil:
dadurch ist das ganze kein sperrwandler-netzteil, sondern ein trafo-netzteil, wobei der trafo mit HF-wechselspannung angesteuert wird.
beim sperrwandler muß die ganz energie pro taktzyklus im trafo-kern/luftspalt zwischengespeichert werden, bevor sie sich auf die sekundärseite "ergießt".
hier wird der trafo symmetrisch ausgesteuert, und es muß keine energie zwischengespeichert werden. der kern kann also viel kleiner werden.
und: durch die trapez-kondensatoren im zusammenspiel mit selbstschwingen arbeitet die halbbrücke ohne schaltverluste in den transistoren!
das nennt sich ZVS (zero voltage switching).
beim sperrwandler ist verlustfreies schalten im allgemeinen nicht möglich.
außerdem wird pro zyklus die energie in der streu-induktivität in der RCD-beschaltung vernichtet.

ich muß sagen: sehr sehr interessant. aber sehr ungewöhnlich für einen fernseher! hab ich noch nie gesehen.

nachteil (meiner meinung nach): ist deutlich schlechter regelbar.

nun, was jetzt das ganze immer wieder abschießt, schwer zu sagen.
trapez-Cs ok (wichtig für schaltentlastung und damit verlustleistung)? basis RC-beschaltung auch ok? der koppelkondensator ok? der ist hochbelastet! da fließt die ganze leistung drüber! ... aber soweit bist du bestimmt selber schon!

Gruß
Bernhard
 
röhrenradiofreak

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Danke, Bernhard. Klingt alles logisch. Ich hatte schon vermutet, dass es eine selbstschwingende Schaltung ist, denn solange sie nicht schwingt, erhält das Power Module keine Spannung. Wenn das Power Module die Ansteuerung generieren würde, könnte die ganze Kiste nicht anlaufen.

Nicht nur das Power Module kann über den Steuertrafo in die Basissignale eingreifen, sondern diese Wicklung wird offensichtlich kurzgeschlossen oder mit einem Gleichstrom beaufschlagt, wenn das Gerät auf Standby steht. Vermutlich schwingt das Netzteil dann nicht mehr. Das Gerät hat ein separates Standby-Netzteil.

Da fällt mir ein, das IC verabschiedete sich nicht im Standby-Zustand, sondern erst nach Einschalten mit der Fernbedienung.

Die Basisbeschaltung und den Koppelkondensator habe ich natürlich als erstes überprüft.

Jetzt frage ich mich, ob ein Ausfall der Regelung (Power Module) oder ein Schluss bzw. eine Über- oder Unterlast hinter dem Netzrafo dieses Teil töten können. Ich werde mal die üblichen Sachen überprüfen (Schlüsse oder Unterbrechungen in Sekundärspannungen, HOT, Elkos etc.). Ansonsten hoffe ich auf einen Tip von jemanden, der auch schonmal mit diesem Fehler gekämpft hat.

Beim Blick auf die H-Endstufenschaltung habe ich schon wieder geschluckt. Das Gerät hat doch tatsächlich 2 HOT's, die auf den ersten Blick ähnlich verschaltet sind wie das IC im Netzteil. Allerdings scheint einer davon nur für die Ablenkung zuständig zu sein. Die Entwickler waren offensichtlich sehr kreativ.

Lutz
 
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Bertl100

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Hallo Lutz,

Beim Blick auf die H-Endstufenschaltung habe ich schon wieder geschluckt. Das Gerät hat doch tatsächlich 2 HOT's

... das erinnert mich an das Philips K7i Chassis damals :-)
PL509 und PL504 so quasi parallel!
oder noch schlimmer, das 110° chassis aus dieser zeit.
Zwei PL519s, jede einem eigenen Zeilentrafo ... :-)

Gruß
Bernhard
 
röhrenradiofreak

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Ja das stimmt, aber die Geräte aus dieser Zeit hatten einen Vorteil: es gab relativ wenige Fehler, die gleich andere teure Bauteile mit ins Jenseits befördert haben, und diese Fehler waren meist bekannt. In der Regel war recht gut zu verhindern, neu gekaufte Teile gleich wieder abzuschießen. Außerdem brauchte man sich bei den damaligen Geräteneupreisen selten Gedanken darum machen, dass eine Reparatur den Wert eines erst wenige Jahre alten Gerätes übersteigt.
Bei diesem Sony-Fernseher habe ich bisher 45 € an Teilen und einige Stunden Zeit investiert, ohne der Fehlerursache auch nur ein Stück näher gekommen zu sein. Das frustriert dann doch ein wenig.

Hat denn niemand eine Idee??

Lutz
 
röhrenradiofreak

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So, das Thema hat sich erledigt. Laut Sony-Reparaturhotline ist wahrscheinlich der Zeilentrafo hin. In diesem Fall stirbt regelmäßig das Netzteil, das bei diesem Gerät nicht kurzschluss- bzw. überlastfest ist. Der Tester zeigt zwar ok an, aber darauf kann man sich ja nun mal nicht unbedingt verlassen. Und mir wurde von mehreren Seiten nahegelegt, nur einen Original-Sony-Zeilentrafo zu verwenden. Dieser ist sauteuer, zusammen mit den Teilen, die jetzt zum 2. Mal hin sind, übersteigt das den Betrag, der in dieses Gerät noch investiert werden sollte.

Für alle, die es interessiert: ich habe die Funktion des "Power Module" herausgefunden. Der Ansteuertrafo im Netzteil ist in Wirklichkeit ein Transduktor. Das Power Module beaufschlagt eine seiner Wicklungen mit Gleichstrom, sobald die sekundäre Betriebsspannung den Sollwert von 135 V erreicht. Das bedämpft dann die Basissignale der Leistungstransistoren, so wird das Netzteil geregelt. Das Power Module habe ich auch geprüft, es funktioniert.

Wieder mal mehr als ein Zentner Elektronikschrott...

Lutz
 
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Bertl100

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... transduktoren ...

das waren noch zeiten, als man u.a. die OW-modulation über transduktoren machte :-)

sony hat wohl mal alte grundig-schaltpläne studiert :-)

Bernhard
 
röhrenradiofreak

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EM2-Gott, hast Recht, es sind 68 kg (siehe oben).

Eigentlich finde ich Schaltungen mit Transduktoren gar nicht so übel. Jedenfalls besser als irgendwelche komischen Halbleiter, die öfter kaputtgehen und dann nur schwer oder teuer zu kriegen sind. Und man muss natürlich in einem modernen Gerät mit so was rechnen, ohne Schaltungsbeschreibung kommt man nicht so leicht drauf. Aber ein Netzteil, das sofort stirbt, wenn ein Fehler in der Zeilenendstufe steckt, das ist schon beknackt. Vor allem, wenn die Teile so teuer sind.

Lutz
 
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