Verstärker SL-2500: Endstufe verzerrt

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röhrenradiofreak

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Hersteller: nicht bekannt
Typenbezeichnung: SL-2500
Chassi:

Vorhandene Messgeräte: Oszilloskope
Schaltplan vorhanden: Nein
Dein Wissensstand: Fortgeschritten (Radio und Fernsehtechniker)

Fehlerbeschreibung und Nachricht:
Hallo,

jetzt habe ich auch mal wieder ein Problem, und zwar in Form eines HiFi-Verstärkers, auf dem kein Hersteller- bzw. Markenname steht, nur die Bezeichnung SL-2500. Es handelt sich um ein Gerät mit FET-Endstufen (IRF630) und einer Karaoke-Einrichtung mit Nachhall.

Die Endstufe verzerrt auf beiden Kanälen, sobald eine Last angeschlossen ist. Die Verzerrungen sehen Übernahmeverzerrungen bei einer herkömmlichen Gegentakt-Endstufe mit zu niedrig eingestelltem Ruhestrom ähnlich. Ohne Lst, d.h. bei nicht angeschlossenem Lautsprecher, ist das Ausgangssignal sauber.

Alle Halbleiter und niederohmigen Widerstände im Bereich der Endstufe sind ok, die positive und negative Betriebsspannung liegt an und es ist keine Masse- oder sonstige Leiterbahn weggebrannt. Am Eingang der Endstufe, d.h. hinter der Treiberstufe, die nach dem Lautstärkeregler folgt, ist das Signal sauber. Ich habe den Eindruck, dass es in den Endstufen eine starke Stromgegenkopplung gibt, denn an einigen Stellen steigt die Signalamplitude bei Belastung stark an, nur die Wirkungsweise habe ich mangels Schaltplan noch nicht ergründet.

Jetzt die immer gleiche Frage: Hat jemand diesen Fehler schonmal gehabt oder einen Schaltplan?

Vielen Dank im Voraus,
Lutz
 
B

Bertl100

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hallo Lutz!

interessehalber zwei fragen:

1) ist es eine PA-Endstufe, mit so einer prinzip-schaltung:



2) werden keine komplementärausgangstransistoren verwendet? nur IRF630?

3) ist das kein 100V ausgang, oder?
(der IRF630 ist ja relativ hochohmig! 200V, 0.4Ohm, nur 9A)

Gruß
Bernhard
 
röhrenradiofreak

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Hallo Bernhard,

nein, es ist keine PA-Endstufe, sondern ein HiFi-Verstärker mit einer Leistung von ungefähr 20 bis 40 Watt pro Kanal, der mit einem Mikrofoneingang mit Nachhalleinrichtung ausgestattet ist. Die Ausgänge sind für Lautsprecher mit 4 bis 16 Ohm vorgesehen.

Das Ding ist meiner Meinung nach ziemlich minderwertig, zum Beispiel hat es eine Aussteuerungsanzeige, die wie ein Spektrumanalyzer aussieht, aber keiner ist, und eine ziemlich miese Platinenqualität. Was außerdem lustig ist: es gibt noch drei Anschlüsse für sogenannte "System Speaker" SR, CE und SL, was wohl den Eindruck erwecken soll, es wäre ein 5-Kanal-Surround-Verstärker. Ist es aber nicht: Die zusätzlichen Ausgänge sind über kleine Elkos (Hochpass) den Haupt-Lautsprecherausgängen parallelgeschaltet, wobei der Anschluss CE direkt parallel zu einem der beiden anderen liegt.

Die Endstufe ist nicht mit Komplementärtransistoren ausgestattet, sondern mit 2 Stück IRF 630 pro Kanal. Sie laufen an einer symmetrischen Betriebsspannung, ein Ausgangselko ist nicht vorhanden.

Was ich gestern nicht erwähnt hatte: Die Endstufentransistoren ziehen absolut keinen Ruhestrom, was die Verzerrungen erklärt. Da die Schaltung einigermaßen übersichtlich ist, werde ich mal "zu Fuß" suchen. Es muss doch rauszufinden sein, warum. Werde dann berichten.

Gruß, Lutz
 
röhrenradiofreak

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Geschafft, die Verzerrungen sind jetzt fast weg.

Alle Bauteile geprüft und in Ordnung. Die Schaltung ist so dimensioniert, dass kein Ruhestrom fließt. Denn wenn ein Ruhestrom fließen würde, würde der Verstärker deutlich brummen, weil die Siebelkos im Netzteil hoffnungslos unterdimensioniert sind. Da kannte wohl der Geiz keine Grenzen.

Also durch Widerstandsänderung den Ruhestrom angehoben und die Siebelkos vergrößert, jetzt klingt das Teil auch bei kleiner Lautstärke einigermaßen. Allerdings waren mit Lautsprecher teilweise HF-Schwingungen vorhanden, die mit einem ohmschen Lastwiderstand nicht auftraten. Diese wegzukriegen, war mit einem kleinen kermaischen C an der richtigen Stelle nicht so schwer. Aber das spricht nicht für ein einigermaßen sauber entwickeltes Schaltungskonzept.

Der Hersteller wusste wohl, warum er sich auf dem Gehäuse nicht zu erkennen gibt.

Die Ausgangsleistung habe ich spaßeshalber mal gemessen, mehr als 2 x 16 W an 8 Ohm kommt nicht raus. Bei dem (Ringkern-) Netztrafo und dem Kühlkörper hätte ich deutlich mehr erwartet. Aber diese Teile waren wohl billig zu kriegen. Wahrscheinlich wurde das Gerät mit einer Angabe 1000 Watt (P.M.P.O.) oder so verkauft.

Alles in allem so ziemlich der übelste Schrott, den ich je gesehen habe.

Lutz
 
B

Bertl100

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....

au weia! das klingt ja erbärmlich!

was ich mich frag: es klingt ja so, als ob das ding noch nie besser funktioniert hätte, oder?

wo wird denn sowas verkauft??

Gruß,
Bernhard, auch verwundert, was so alles in den handel gelangt ...
 
E

EM2-Gott

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Bertl100 schrieb:
....

au weia! das klingt ja erbärmlich!

was ich mich frag: es klingt ja so, als ob das ding noch nie besser funktioniert hätte, oder?

wo wird denn sowas verkauft??

Gruß,
Bernhard, auch verwundert, was so alles in den handel gelangt ...

zum Beispiel hier http://shopping.rtl.de/uebersicht.php?qry=sl2500

aber was will man für 35,- Euro(!!!!) erwarten :?


Leistungsmerkmale:
- HiFi Verstärker mit 5 Lautsprecherausgängen für Surroundklang
- Sinus-Leistung: 2x45 + 3x12 Watt
- Max. Leisung: 400 Watt
- Frequenzbereich 20-20.000Hz
- Eingänge: CD/VCD/Tuner + 5.1-Eingänge über Cynch
- Karaokefunktion über 2x Mikrofoneingänge (Klinke 6,3mm) mit Lautstärken-, Klang- und Echoregelung
- massive Schraub-/Steck-Klemmen für Frontlautsprecher
- Klemmanschlüsse für Sourroundboxen
 
röhrenradiofreak

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Na, wie ich schon vermutet hatte, fast alles heftig übertrieben...

Wie schon mitgeteilt: gerade mal 2 x 16 Watt schafft er an 8 Ohm. Bei 4 Ohm vielleicht ein bisschen mehr, aber keine 2 x 45 Watt.

Der Trafo schafft von der Größe her maximal etwa 100 Watt. Da muss man sich fragen, wo die 400 Watt wohl herkommen sollen. Aber manche Ghetto-Blaster zaubern ja auch aus ein paar Monozellen schon angeblich 300 Watt.

Und "Surround"? Na ja... vielleicht im weitesten Sinne. In den 50ern nannte man so etwas ähnliches "3D", in den 70ern "Quasi-Quadro" oder ähnlich.

"5.1-Eingänge" habe ich keine gefunden.

Am erschreckendsten finde ich, dass die Schaltung wohl nicht ganz fertig entwickelt war, denn die von mir durchgeführten Änderungen waren nicht allzu aufwendig und haben den Klang extrem verbessert. Übrigens läuft das Ding auch bei Erwärmung stabil.

Wie man sieht: fast jeder Schrott wird gekauft. Hauptsache billig. Ich kenne auch aus anderen Bereichen etliche Beispiele.

Lutz
 
D

Denis2

Gast
Hallo zusammen,
bin auf diesen artikel gestossen, da ich mir eigentlich diesen verstärker zulegen wollte. nachdem ihr aber kein gutes haar an dem teil gelassen habt werde ich wohl die finger davon lassen. als armer student hatte mich der preis gelockt und die angaben über die leistungen fand ich auch ausreichend, da ich keine party damit feiern wollte. da sich hier ja einige experten tummeln, wollte ich fragen ob ihr mir vielleicht einen günstigen akzeptablen verstärker empfehlen könntet. wird nur im wohnzimmer zum fernsehschauen und musik hören eingesetzt.

habe bisher einen sony STR-AV 370 benutzt und war auch zufrieden. seit neuestem fängt aber mitten im betrieb und aus heiterem himmel plötzlich ein rotes P an zu blinken und man hört nichts mehr. habe versuchshalber schon einen pc-lüfter eingebaut, da ich zu hohe temperaturen für die ursache hielt. bisher aber leider ohne erfolg.

schonmal danke für die tips

Denis

PS: muss natürlich kein neues gerät sein, sollte nur wieder ne weile halten :P
 
V

vosch

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Hallo,
habe mich gerade angemeldet um nachfragen zu können, welche Änderung genau Du gemacht hast. Bei mir liegt genau der gleiche Verstärker mit den gleichen Symptomen in der Ecke.
Gruß, Volker
 
röhrenradiofreak

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Hallo Volker,

nun liegt das schon fast zwei Jahre zurück, deshalb erinnere ich mich nicht mehr genau an den Aufbau. Aber folgendes habe ich mir notiert:

In jeder Endstufe liegt in Reihe mit einer Diode 1 N 4148 ein Widerstand mit 150 Ohm. Diesen so weit vergrößern, dass ein sehr kleiner Ruhestrom fließt. Bei mir war der erforderliche Wert in beiden Kanälen 680 Ohm.

Um die erwähnten HF-Schwingungen wegzukriegen, habe ich in beiden Kanälen jeweils zwischen Basis und Emitter des mittleren kleinen npn-Transistors einen keramischen Kondensator mit 150 pF eingelötet.

Und die Siebelkos stark vergrößert. Den Wert weiß ich nicht mehr, aber wahrscheinlich 10-fache Kapazität oder so.

Kannst ja mal berichten, ob es bei Dir auch geklappt hat.

Viel Erfolg, Lutz
 
V

vosch

Gast
Danke für die schnelle Antwort,
bei meinem Verstärker wurden 800 Ohm fällig für 10 mA. Jetzt möchte ich nicht mehr weglaufen, wenn ich ihn einschalte, aber überzeugt bin ich nicht von dem Klang. Ich denke die Endstufe werde ich durch LM 3886 Chips ersetzen, die sind nicht so teuer und die Spannungen des Netzteils passen auch. Es gibt offensichtlich eine ganze Fangemeinde zu diesen Dingern ("Gainclone"). Nebenbei bringen die Chips Schutzfunktionen wie Strombegrenzung, Kurzschlussschutz und Einschaltverzögerung mit. Dann fehlt dem Verstärker eigentlich nur noch der Kopfhörer- und Tapeausgang. Vielen Dank nochmal, wenn ich den Umbau gemacht habe poste ich das hier mal.
Gruß, Volker
 
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Thema: Verstärker SL-2500: Endstufe verzerrt

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